Schwer-in-Ordnung – Teil 2

Jawohl, er kommt – auch für mich! Mitte November hatte ich hier in meinem Blog über die echt tolle Aktion von Hannah berichtet, die den „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis „angeschoben“ hat – begleitet von einem echt großen Medien-Echo. Auch ich fand das total klasse, hatte mir spontan meinen eigenen „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis gebastelt und seitdem immer ein Auge drauf, wann auch Niedersachsen nachzieht. Und heute war es soweit!

In Hannover hat das Sozialministerium heute eine Pressekonferenz gegeben, an der auch Hannah als „Initiatorin“ teilnehmen durfte. Das Ergebnis: Ab sofort kann ich auch in Niedersachsen eine neue Ausweishülle für meinen Schwerbehindertenausweis anfordern – entweder mit dem Schriftzug „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ oder „Meine Teilhabe“, so wie es auch die Bundesvereinigung Lebenshilfe vorgeschlagen hat. Dem ganzen vorausgegangen war ein Kreativwettbewerb, bei dem Namensvorschläge eingereicht werden konnten.

Ich werde mich jedenfalls für den „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis entscheiden – ganz wie Hannah. Jetzt bin ich ja mal gespannt, wie es weitergeht – ob das Versorgungsamt mich direkt anschreibt (ich hatte mich ja dort „beworben“) oder ob ich die Ausweishülle neu beantragen muss.

Wie auch immer – ich halte Euch auf dem Laufenden. Eines ist mir jedenfalls sehr wichtig. DANKE HANNAH – für Dein tolles Engagement für uns Kinder und Jugendliche, die alle schwer in Ordnung sind! 😉

UPDATE (10.03.): Juchu! Bereits heute habe ich Post vom Versorgungsamt Osnabrück bekommen mit meiner neuen „Schwer-in-Ordnung“-Ausweishülle! Interessant ist, dass mein Ausweis mit der Hülle jetzt so aussieht, wie bereits im November schon von mir selbstgebastelt… 😉

Meine neuen Flitzer

Hurra – sie sind da! Meine beiden neuen Flitzer! Gemeint ist mein Rolli und mein „Zuhause-Stuhl„, beide mit größerer Sitzschale. Wurde jetzt auch echt höchste Zeit – meine beiden „alten“ Flitzer drückten auch an allen Stellen und Seiten…

Ich hatte es ja schon vor einigen Wochen angekündigt – das Wort „wachstumsbedingt“ ist schon jetzt mein Wort des Jahres 2018. Ich habe echt einen ordentlichen Schuß gemacht, deshalb mussten und müssen alle meine Hilfsmittel angepasst werden. Von der Beantragung über die Genehmigung durch die Krankenkasse vergehen nun mal doch einige Wochen – obwohl mein Reha-Techniker Thomas Kottmeier von der Fa. RAS echt top und fix ist!

Meine beiden Flitzer sind aber nicht die einzigen Hilfsmittel, die mit mir mitwachsen. Auch mein MOTOmed – also mein „Fahrrad“ – hat Thomas Kottmeier angepasst. Jetzt kann ich wieder problemlos vor mich hinradeln und so meine Beweglichkeit trainieren. Und als nächstes muss jetzt ein neuer Stehtrainer her…

Stillstand ist Rückschritt – also weiter geht’s… 😉

Meine wahren Alltagshelden

Heute möchte ich mal ein Thema aufwerfen, das immer mehr in die Öffentlichkeit drängt: Wir haben in Deutschland einen akuten Pflegenotstand. Oder, um es drastischer zu formulieren wie erst kürzlich der SPIEGEL: eine Pflegekastastrophe! Klingt dramatisch – und ist leider eine Tatsache.

Hauptgrund dafür ist die Demografie: Es gibt immer mehr ältere und pflegebedürftige Menschen, aber immer weniger jüngere Menschen, die sie pflegen können/müssen/wollen. Aber nicht nur das: Es gibt auch immer mehr pflegebedürftige jüngere Menschen wie mich! Wisst Ihr, wieviele Pflegebedürftige es in Deutschland unter 15 Jahren gibt? Mehr als 80.000! Hättet Ihr das gedacht?

Diese mehr als 80.000 Kinder und Jugendlichen werden zuhause gepflegt, von den Eltern. So wie ich. Das bedeutet: Mir das Essen und die Getränke anreichen, mir meine Medikamente geben, mich waschen und duschen, mich wickeln, meine Hilfsmittel anlegen, nachts immer wieder aufstehen und an mein Bett kommen etcetc. Und das 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.

Unterstützung und Entlastung ist dringend notwendig, damit auch Mama und Papa mal Pause haben. Doch diese Entlastung ist nur schwer zu finden: Es gibt viel zu wenige ambulante Pflegedienste, so gut wie keine Kurzzeitpflegemöglichkeiten (den „Kupferhof“ ausgenommen). Die Leistungen wie die Verhinderungspflege und der Entlastungsbetrag reichen zudem hinten und vorne nicht aus. Wenn man denn überhaupt davon erfährt, dass es solche Leistungen gibt… Dafür mussten Mama und Papa zu Pflege-Fachleuten werden.

Kurzum: Ohne ein „Buddy„-Netzwerk, wie ich es glücklicherweise habe, würde es gar nicht gehen – dann hätte auch ich schon eine Pflegekastastrophe zuhause. Deshalb ist es eine sehr gute Gelegenheit, meinen „Buddys“ DANKE zu sagen. Ihr seid meine wahren Alltagshelden!!!

P.S.: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich die Politik der Pflegekastastrophe in Deutschland doch endlich mal annimmt und das Thema nicht weiter totschweigt…