Special Olympics: Was bleibt?

Na, wer von Euch hat auch die Eröffnungsfeier der Special Olympics World Games gesehen? Das waren tolle Bilder und Emotionen im Berliner Olympiastadion. Die große Frage ist für mich aber jetzt schon: Was bleibt davon?

Mama, Papa und ich haben jedenfalls auch die Eröffnungsfeier gesehen. Gut – ich nur den Anfang, da dann ja Schlafenszeit für mich war. Papa war ja doppelt gespannt auf die Feier, da ein guter Freund von ihm musikalischer Leiter der Veranstaltung war. Aber das nur am Rande… 😉

Es waren jedenfalls tolle Bilder und bewegende Momente. Diese echte, ausgelassene und unbändige Freude in den Gesichtern der Teilnehmer zu sehen, war einfach großartig! Es ist super, dass die World Games und die Teilnehmer die Aufmerksamkeit bekommen, die sie auch verdienen.

Und da sind wir genau bei dem Punkt, der mich sehr umtreibt. Es ist überall die Rede davon, dass von der Veranstaltung „ein wichtiger Impuls für mehr Inklusion“ ausgehen müsse etcetc. Genau das erhoffe ich mir natürlich auch. Aber gleichzeitig habe ich die Befürchtung, dass nach dieser einen Special-Olympics-World-Games-Woche alles wieder so ist wie vorher. Unsichtbarkeit statt Sichtbarkeit, Exklusion statt Inklusion.

Dabei zeigen die World Games, wie gewinnbringend es für unsere Gesellschaft ist, gemeinsam Sport zu machen und zu erleben. Egal ob mit Behinderung oder ohne. Das alles ist nicht schwer – wir müssen es als Gesellschaft nur wollen. Die Zeit nach den World Games wird zeigen, ob wir als Gesellschaft es auch wirklich wollen.

Ins Bomben-Asyl

Manchmal ist es unheimlich, wenn Vorahnungen oder Befürchtungen wahr werden. So wie gestern Abend: Denn da mussten wir kurzfristig aus unserem Haus raus und „Bomben-Asyl“ beantragen.

Wer von Euch hat noch meinen Blog-Artikel aus dem Januar 2021 im Kopf? Da habe ich über eine kurzfristig notwendige Bombenräumung geschrieben und wie haarscharf wir außerhalb des Evakuierungsradius waren. Damals habe ich darüber philosophiert, wie das wohl wäre, wenn wir kurzfristig und spätabends raus müssen. Gestern wurde das dann Realität.

Gegen 16:30 Uhr hatte die Stadt Osnabrück die Info rausgegeben, dass bei Bauarbeiten auf dem ehemaligen Kasernengelände in unserer direkten Nachbarschaft ein Blindgänger gefunden wurde – der sofort entschärft werden musste. Bis 18 Uhr mussten wir und 5.400 weitere Anwohner raus – mit Open End. Also haben Mama und Papa organisiert.

Zum Glück konnten wir zu meiner Tante und meinen Onkel in einen anderen Stadtteil Osnabrücks fahren. Also alles eingepackt, was ich brauche und los. Das war natürlich hochspannend für mich – wie alles, was „anders“ und nicht mein üblicher Tagesablauf ist. Mama und Papa haben mich dann abends zu Zweit auf eine Matratze im Gästezimmer gehievt. Und dann hieß es warten…

Gegen 0:45 Uhr hieß es dann „Bombe entschärft, alle können zurück„. Also haben Mama und Papa mich geweckt, in den Rolli zurückgehievt (Gruß an die Bandscheibe), ab ins Auto und nach Hause. Um 1:30 Uhr lag ich schließlich in meinem Bett – nach einem aufregenden Abend für uns alle.

Unser Fazit: Es hat zum Glück alles gut geklappt; großer Dank an meine Tante und meinen Onkel. Und: Mama und Papa waren megastolz auf mich, wie gut ich das alles mitgemacht habe!

Jetzt kommt das „Aber“: Auf dem benachbarten ehemaligen Kasernengelände haben gerade erst Erschließungsarbeiten begonnen. Die Bauarbeiten werden noch einige Monate andauern. Das wird daher nicht die letzte Bombe gewesen sein, die dort gefunden wurde… 🙁

Es ist passiert

Ja, genau das, was Ihr denkt: Ich bin positiv, mich hat Corona nun auch erwischt. Das Wichtigste zuerst: Ich bin völlig symptomfrei, topfit – und genervt und gelangweilt, weil mich kein Buddy besuchen kann…

Aber mal alles der Reihe nach: Mama und Papa haben mich ja eh jeden Tag vor der Schule getestet. Am vergangenen Donnerstag waren wir drei noch negativ – obwohl Papa erste Erkältungssymptome hatte. Tja, und am Freitag waren dann die Schnelltests von mir und Papa positiv…

Also haben wir sofort die PCR-Tests bei meiner Kinderärztin und bei Papas Hausarzt klar gemacht. Am Wochenende kam dann die Bestätigung, dass wir beide positiv sind. Was aber total erstaunlich ist: Mama ist weiter negativ – und das, obwohl wir uns hier zuhause nun wirklich nicht voneinander isolieren können (mal nebenbei eine Frage an alle, wie das bei uns überhaupt klappen sollte??? Ich nenne das mal „realitätsfern“…).

Tja, und nun hängen wir Drei hier zuhause rum. Ich will meine „Rund-um-Buddy-Bespaßung“, die ich nun mal nicht kriegen kann, und bin daher teilweise doch etwas „fordernd-genervt“ (um das mal so auszudrücken). Mein angeschlagener Papa und meine Mama mühen sich nach Kräften, mir hier ein Dauer-Programm zu bieten – fühlen sich aber déjà-vu-mäßig erinnert an den Pandemie-Start vor genau zwei Jahren, als alles komplett heruntergefahren und kein Buddy kommen konnte. 24/7 komplett ohne Buddys ist wahrlich nicht ohne…

Zum Glück gibt’s ja das digitale Miteinander. Und so kann ich zumindest online mit meiner Tante und meinem Onkel UNO spielen (die beiden haben uns übrigens auch Essen und Einkäufe auf die Terrasse gestellt – total super!).

Wie auch immer – das Allerwichtigste ist, dass wir hier offenbar glimpflich davonkommen (natürlich ohne zu wissen, was noch nach der Infektion kommen kann). Denn das war unsere größte Sorge, dass einer von uns Dreien oder gar ich mit meinen bekannten Einschränkungen heftig mit Corona zu tun haben. Umso erleichterter sind wir, dass wir alle Drei geboostert sind und die Infektion erst jetzt nach dem Boostern kommt.

Wenn ich aber sehe, was um uns herum gerade los ist und die Infektionszahlen regelrecht explodieren, mache ich mir schon meine Gedanken, wie das mit diesen Lockerungsphantasien weitergehen soll. Insbesondere, wenn ich an alle anderen weiterhin unsichtbaren „Schattenfamilien denke – Familien wie wir mit einem vorerkrankten bzw. behinderten Kind.

Ich hoffe weiterhin, dass wir „Schattenfamilien“ gehört und gesehen werden. Auch wenn die ganzen „Freedom Day“-Krakeeler nichts davon wissen wollen: Corona ist nicht vorbei, es ist weiter Solidarität gefragt – auch mit denjenigen, die eine Corona-Infektion hart treffen kann.