Bewegen statt heben

Mama, Papa und ich hatten am Wochenende unsere erste gemeinsame Kinaesthetics-Schulung. Das war vielleicht mal spannend! Die Schulung hat total Spaß gemacht – und war für uns Drei sehr, sehr lehrreich…

Moment mal – Kinaesthetics? Das ist vielleicht nicht für alle von Euch sofort präsent. Vereinfacht gesagt geht es darum, schonende und entlastende Bewegungsabläufe zu erlernen und bei der Pflege zu nutzen. Denn eine Mama und/oder ein Papa mit kaputten Rücken wäre nicht so dolle…

Mit meinen knapp 50 Kilo bin ich ja nun mal kein Leichtgewicht mehr. Und alleine kann ich ja nicht aus dem Rolli raus oder mich zur Seite drehen. Ich brauche also immer Unterstützung – und je schwer ich bin, desto schwerer wird’s auch für Mama und Papa als meine Hauptpflegepersonen.

Na klar habe ich meinen Deckenlifter in meinem Zimmer, der auch im Dauereinsatz ist. Aber es gibt ja auch andere Alltagssituationen außerhalb meines Zuhauses wie z.B. Arztbesuche. Die kann Mama eigentlich gar nicht mehr alleine mit mir machen – und Papa wuchtet mich dann immer aus dem Rolli auf die Untersuchungsliege und dann wieder zurück. Verbunden mit einem schönen Gruß an seinen Rücken…

Also waren wir schon länger auf der Suche nach einer für uns passenden Kinaesthetics-Trainerin – und wurden bei Sabine Siemann fündig. Die Schulung von und mit ihr – übrigens bezahlt von der Krankenkasse – war total super mit sehr lehrreichen Ergebnissen zu den Themen Transfer und Lagern/Positionierung. Wir haben Videos aufgenommen und können jetzt fleißig üben… Absolut TOP!

Klare Empfehlung von mir: Unbedingt mal eine Kinaesthetics-Schulung machen. Denn viele von uns könnten mal zu pflegenden Angehörigen werden.

Meine Super-Schaukel!

Mir ist heute eingefallen, dass ich Euch die beste Neuigkeit noch gar nicht erzählt habe! Seit gut 4 Wochen atmen Mama, Papa und meine Buddys regelrecht auf – denn seitdem habe ich in meinem Zimmer einen an der Decke montierten Lifter, der meinen Transfer enorm erleichtert. Das Besondere dabei: Der Lifter läuft über ein spezielles Traversensytem – so kann der Transfer fast überall in meinem Zimmer stattfinden!

Ich kann jetzt die vielen Fragezeichen über Euren Köpfen förmlich sehen… 😉 . Lifter? Transfer? Traversensytem? Kein Problem, ich hole mal etwas aus…

Mit meinen fast 10 Jahren habe ich ja nun mal eine stattliche Größe erreicht und auch mal (endlich!) ein paar Kilos zugelegt. Aktuell wiege ich fast 30 Kilo bei einer Größe von 135 cm. Ihr könnt Euch vorstellen, dass es für alle immer schwieriger wird, mich von meinem Pflegebett in meinen Rolli, vom Bett in meinen Duschstuhl, vom Rolli auf meine Therapiematte, von der Matte aufs Galileogerät etcetc. zu wuchten. Mittlerweile gibt es unzählige Transfers an verschiedenen Stellen in meinem Zimmer – da musste jetzt eine Hebeanlage (neudeutsch: Lifter) her.

Warum ein Deckenlifter? Es gibt natürlich auch mobile Lifter – die sind aber sperrig und auch unflexibel. Von daher war allen Ärzten und Therapeuten klar, dass es ein Lifter sein muss, der über Deckenschienen läuft. Da bei mir im Zimmer so viele unterschiedliche Transfers erfolgen müssen, war auch klar, dass eine einzige Schiene allein nicht ausreicht. Also haben wir ein sogenanntes Traversensystem beantragt. Dazu werden zwei parallele Schienen an der Decke montiert, dazwischen bewegt sich quer dazu eine weitere Schiene.

Nach – leider etwas längerem – Hin und Her hat dann auch unsere Krankenkasse eingesehen, dass dieses Traversensystem in meinem Fall notwendig ist. Und so können Mama, Papa und meine Buddys mich jetzt ganz einfach und bequem per Lifter in einem speziellen Hebetuch von einem Hilfsmittel zum anderen heben – ganz ohne Anstrengung.

Ach ja: Warum eigentlich „Super-Schaukel“? Wir haben meinen Lifter kurzerhand in eine Schaukel „umbenannt“ – das hört sich irgendwie besser an… 😉 . Wie auch immer: Ich finde meine Schaukel jedenfalls klasse!