Auf einer Wellenlänge

Eifrige Stammleser unter Euch können sich vielleicht noch ganz dunkel erinnern, dass ich vor langer Zeit ein inklusives Musikprojekt angekündigt habe, bei dem ich mitmachen durfte – und dass danach nichts mehr von mir kam. Höchste Zeit mal aufzuklären, was aus dem Projekt „Auf einer Wellenlänge“ geworden ist. Und wie so oft sagen Bilder mehr als tausend Worte…

Dieses Bild stammt aus einem Buch, das ich als Teilnehmer des inklusiven Musikprojektes jetzt bekommen habe. Da sind ganz tolle Bilder drin, die zeigen, was dieses großartige Projekt ausgemacht hat – wenn nicht Corona nach einem knappen halben Jahr für ein abruptes Ende gesorgt hätte. Leider… 🙁

Solche Begegnungsprojekte sind so wichtig. Denn mit Hilfe der Musik können Berührungsängste und unsichtbare Barrieren im Kopf abgebaut werden. Wie schön wäre es, wenn es mehr solcher Inklusionsprojekte gäbe, in denen Schüler von Regelschulen mit uns Schülern der Förderschulen im wahrsten Sinne des Wortes „gemeinsame Sache“ machen können…

Ich habe die Hoffnung jedenfalls nicht aufgegeben, dass es irgendwann weitere Projekte dieser Art gibt – und erinnere mich gerne daran zurück, als wir „auf einer Wellenlänge waren…

Es gibt sie noch!

Wer derzeit Nachrichten liest und guckt, der könnte meinen, alle um uns herum drehen durch: Egal, ob schwurbelnde Impfgegner oder egomanische Tennisspieler in ihren selbstgebauten Weltbildern. Es gibt sie aber noch, die großartigen Geschichten über Zusammenhalt, Solidarität und Gemeinschaft. Zeit, die mal hervorzuholen.

Mama und Papa gucken ja sehr häufig das „Nachtcafé“ im SWR – nach ihrer Meinung die beste Talksendung im Fernsehen. Gestern war Felix Gatzka zu Gast. Dessen beste Freundin war an ALS erkrankt – was beide aber nicht daran gehindert hat, weiter auf Berge zu kraxeln. Dann eben mit einem sänftenähnlichen Wanderrollstuhl namens Joelette – den man bei Felix jetzt auch mieten kann.

Felix hat unglaublich bewegend und beeindruckend von Sarah und der Freundschaft zu ihr gesprochen – und eindrücklich bewiesen, worauf es eigentlich ankommt. Mein Tipp: Unbedingt ansehen!

Erst vor einigen Monaten hatten Mama und Papa eine ähnlich tolle Inklusionsidee gesehen: das Rollstuhl-Stand-Up-Padelling! Dabei werden die Rollstühle mit Sicherungssystemen (ähnlich wie z.B. auch in unserem Auto) auf dem Board fixiert – und schon kann es losgehen. Total klasse!

Mama und Papa würde es echt reizen, das auch mit mir mal auszuprobieren. Jedenfalls toll, dass es Menschen wir Felix Gatzka und Adrian Wachendorf gibt. Vielleicht sollten sich egomanische Tennisspieler und schwurbelnde Impfgegner bei den beiden mal erkundigen, worauf es in unserer Gesellschaft wirklich ankommt. Und wenn sich einige Medien auch noch daran erinnern, wäre das auch nicht schlecht…

Ein Tag wie (k)ein anderer

Na, hättet Ihr es gewusst? Heute ist der „Tag der Menschen mit Behinderung“. So wie jedes Jahr am 3. Dezember. Eigentlich komisch, dass es für mich und viele andere einen besonderen Tag geben muss. Das wäre gar nicht notwendig, wenn die Inklusion funktionieren würde…

Aber: Auf der anderen Seite ist es auch gut, dass es diesen Tag gibt. Denn so gibt es immerhin mal einen Tag, an dem in der Öffentlichkeit mal über uns und die Herausforderungen auf dem langen, steinigen Inklusionsweg gesprochen wird. Naja, wäre schön, wenn es so wäre. Denn Corona überlagert alles – und da spricht niemand über den „Tag der Menschen mit Behinderung“. Gefühlt fällt der aus… 🙁

Ein Beispiel aus Osnabrück gefällig? Da haben sich vor Wochen Institutionen wie die Heilpädagogische Hilfe und die Lebenshilfe zusammengetan, um rund um den heutigen 3. Dezember eine Aktionreihe unter dem Hashtag #OsnaFürAlle zu veranstalten. Klar fallen viele Mitmachaktionen wegen der Corona-Auflagen aus. Aber es gibt auch eine Social Media-Aktion, bei der jede/r per Video posten kann, was sie/er unter „Osna für alle“ versteht.

Und? Was meint Ihr? Das ist doch bestimmt ein Thema, über das berichtet und das verbreitet wird – oder? Die Antwort könnt Ihr Euch sicherlich denken. Pustekuchen – hier hat keiner was mitgekriegt von der eigentlich so schönen Aktion (Papa hat sich daran übrigens beteiligt).

Mein Fazit: Was nützt ein solcher Tag, wenn er von der Öffentlichkeit und den Medien ignoriert wird und eh keiner was davon mitkriegt? Irgendwie spiegelt das auch den Stellenwert des Themas Inklusion in unserer Gesellschaft wider. Schade.