Die Schikanierer

Auch aus der Kur heraus muss ich über ein Thema schreiben, was mich immer wieder aufs Neue fassungslos macht: die Rolle des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MD). Ein aktueller Beitrag von Report Mainz macht – mal wieder – deutlich, was ich meine…

In dem Beitrag berichtet Report Mainz darüber, dass Pflegebedürftige oft in zu niedrige Pflegegrade eingestuft werden und dadurch geringere finanzielle Leistungen erhalten. Der Grund dafür sind fehlerhafte, ungenügende und – wie in den Beispielen im Beitrag – oftmals hanebüchene Gutachten des MD (früher MDK abgekürzt).

Es hat schon viele weitere Beiträge darüber gegeben, wie der MD Gutachten erstellt – gefühlt ändert sich aber rein gar nichts. Auch ich kann ein Lied davon singen, wie MD-Gutachten (in meinem Fall bei der Hilfsmittelversorgung) ausfallen – da wurden Argumente und Aussagen vorgebracht, die einen sprachlos machen.

Beispiel gefällig? Bei der damaligen Beantragung meines Pflegebettes nebst Zubehör (wurde erst nach meinem Widerspruch bewilligt!) stand der schöne Satz: „Hier erscheint die Anwesenheit der Eltern ggf. mit Unterstützung handelsüblicher Musikuhren zum Einschlafen von Kleinkindern ausreichend.“ Respektloser geht es kaum…

Tatsache ist und bleibt, dass es der Medizinische Dienst der Krankenkassen ist, der die Gutachten erstellt. Sprich: Es geht zuallererst um Kosten – und nicht darum, welches Hilfsmittel ein Mensch mit Behinderung dringend benötigt. Dann entscheidet der MD in der Regel nach Aktenlage – der Gutachter kennt mich nicht und entscheidet anders als der Facharzt, der mich seit Jahren kennt… Finde den Fehler.

Um das endlich zu ändern und die „Schikane MD“ bei der Hilfsmittelversorgung „aus dem Spiel“ zu nehmen, hatte es ja eine Petition gegeben – die jetzt Erfolg hatte! Nach einem aktuellen Bundestagsbeschluss soll auf die MD-Prüfung verzichtet werden, wenn ein SPZ oder Fachärzte mit vergleichbarer Qualifikation die entsprechenden Hilfsmittel verordnet haben. Das ist absolut großartig – und eine tolle Nachricht!

Business as usual

Es wird mal wieder Zeit, Euch von meinem/unseren Alltag zu berichten. Und der reicht vom spontanen Schultransport-Wechsel über einen neuen Botox-Day bis hin zu einer echt nervigen Auseinandersetzung mit unserer Krankenkasse. Business as usual…

Aber fangen wir mal mit einem Thema an, das glücklicherweise einen guten Verlauf genommen hat: Wie Ihr wisst, fahre ich ja morgens per Bulli zur Schule und nachmittags wieder zurück – was eine tolle Sache ist. Wichtig ist für mich dabei, dass ich das Bulliteam gut kenne bzw. das Bulliteam mich gut kennt. Vertrauen ist das A und O.

Vor gut zwei Wochen kam plötzlich die Nachricht, dass bei den Touren was umgestellt wird und ich kurzfristig von einem anderen Unternehmen abgeholt werde. Das löst dann doch echt Stress aus bei mir – wieder ein neues Team, an das ich mich gewöhnen muss… Aber ich habe echt Glück gehabt: Das klappt alles gut, das Team ist super. Dennoch müssen solche Spontan-Wechsel nicht zur Regel werden…

Dieses Motiv müsstet Ihr alle mittlerweile gut kennen… Genau, heute war wieder Botox-Day. Wie immer gab es 5 Spritzen nach dem üblichen „business as usual“-Botox-Prozedere. Laut Papa habe ich das alles gut mitgemacht. Dennoch gehört das wahrlich nicht zu meinen Lieblingsterminen (Stichwort: GKT). Das habe ich Papa auch unmissverständlich klar gemacht… 🙂

Was uns hier gerade aber echt richtig nervt und ärgert, ist ein erneuter Kampf mit unserer Krankenkasse. Diesmal geht es um die Kostenübernahme für die sog. Behandlungspflege während meiner Kupferhof-Aufenthalte. Darauf habe ich wegen meiner Anfälle Anspruch, und meine Krankenkasse hat das in den vergangenen Jahren auch immer bewilligt.

Nun meint die Krankenkasse plötzlich, die Kostenübernahme ablehnen zu müssen und argumentiert, es sei „keine Notwendigkeit“ mehr gegeben. Eine interessante Argumentation – wenn man bedenkt, dass ich in der Nacht vor meinem letzten Kupferhof-Aufenthalt noch einen generalisiert tonisch-klonischen Anfall hatte.

Papa hat natürlich Widerspruch eingelegt. Und weil die Krankenkasse weiterhin „Nein“ sagt, hat Papa das alles jetzt an eine Anwältin übergeben und zudem das Bundesamt für Soziale Sicherung und auch die Beschwerdestelle Pflege im Büro der Niedersächsischen Landespatientenschutzbeauftragten eingeschaltet. Es ist echt traurig und nicht nachvollziehbar, dass wir solche Wege gehen müssen… Aber auch der Kampf um sein Recht ist – leider – business as usual… 🙁

Gegen Kostenträger-Willkür

Ich habe hier in meinem Blog ja auch schon darüber geschrieben, wie kräftzehrend und zermürbend die Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse um die Bewilligung von Hilfsmitteln sind. Jetzt haben Eltern eines behinderten Kindes eine Petition gegen die Blockadehaltung der Kostenträger bei der Hilfsmittelversorgung gestartet. Wer noch nicht unterschrieben hat – unbedingt mitmachen!

Wir kennen das alles jedenfalls nur zu gut. Auch wir mussten bereits mehrmals Widerspruch gegen die Ablehnung der Kostenübernahme von verordneten und zwingend erforderlichen Hilfsmitteln einlegen. Zweimal mussten wir einen Anwalt einschalten, einmal sogar das Bundesversicherungsamt – und zwar bei der Auseinandersetzung um die Kostenübernahme für die für mich erforderlichen Windeln.

Zwar hat unsere Krankenkasse die Kostenübernahme am Ende doch bewilligt. Doch was machen Eltern, die so erschöpft sind, dass sie keine Kraft mehr für solche langwierigen Auseinandersetzungen haben? Die geben womöglich auf – und bekommen somit nicht das verordnete Hilfsmittel, das ihr Kind so dringend benötigt. Es ist und bleibt unglaublich, beschämend und auch skandalös, dass Krankenkassen dies offenbar ganz bewusst einkalkulieren, sich so der Kostenübernahme entziehen – und sich so über geltende Regelungen hinwegsetzen.

Diese „Kostenträger-Willkür“ muss in der Tat ein Ende haben. Das Bewilligungssystem mit einem fachfremden Medizinischen Dienst (MDK), der nicht selten Verordnungen von Fachmedizinern und -therapeuten infrage stellt, muss dringend überarbeitet werden. Von daher haben wir diese Petition natürlich unterzeichnet.

Bitte mitmachen! Vielen Dank!