Therapie auf Abstand

Lockdown-Woche 5 ist geschafft. Wir sind gesund, der Lagerkoller greift aber so langsam um sich… Dennoch habe ich was Neues zu berichten: Ich hatte diese Woche meine erste Videotherapie-Einheit! Das fand ich echt spannend – nächste Woche geht’s weiter.

Die Schulschließung heißt für mich ja auch: Es finden keine Therapien statt – keine Physio- oder Ergotherapie, keine Logopädie. Denn die Therapien sind ja bei meiner Schule in meinen Studenplan integriert. Das heißt also: Ich habe bereits seit fünf Wochen keine Therapien mehr – was für mich echt unschön ist…

Damit ich nicht „einroste“ (um das mal weniger dramatisch zu umschreiben), haben sich meine Therapeuten was Spannendes einfallen lassen: die Therapie auf Abstand via Tablet. Das läuft ganz einfach über den zertifizierten Videodienst sprechstunde.online – draufklicken, den vorher zugeschickten Zugangscode eingeben, fertig!

Klar ist die Videotherapie was völlig anderes, als wenn meine Physiotherapeutin direkt mit mir Übungen macht. Aber so können wir uns zumindest weiterhin austauschen, Kontakt halten und auch kleinere Dehnübungen oder andere Sachen besprechen. Ich fand das jedenfalls echt spannend. Eine gute Idee – gerade weil ja noch unklar ist, wie es in meiner Schule weitergeht…

Das Bulli-Rätsel

Ich habe ja schon öfters erzählt, dass ich morgens vom Bulli abgeholt und zur Schule gebracht werde. Nachmittags geht’s dann wieder per Bulli nach Hause. Eine tolle Sache – die bislang auch immer gut geklappt hat. Aktuell spielen Mama, Papa und ich aber ein neues Spiel: das Bulli-Rätsel…

Ich erkläre Euch mal, wie das neue Spiel funktioniert. Insbesondere montags frühmorgens fangen wir an zu rätseln: Wer kommt heute wohl und vor allem wann? Nachmittags dann das gleiche Spiel: Wie spät ich wohl nach Hause komme? Spätestens zum Ende der Woche können wir uns dann wieder auf einen neuen Rätselspaß zum Wochenstart einstellen…

Jetzt mal im Ernst: Die derzeitige Situation ist leider ein Musterbeispiel für eine völlig missratene – oder besser: vollkommen ungenügende – Informations- und Kommunikationspolitik. Da hören Mama und Papa zufällig, dass es Umstellungen bei den Bullitouren gibt. Eine Info an die Eltern: Fehlanzeige. Dann kommt bei uns eine neue Fahrerin – Vorabinfo: Fehlanzeige. Dann steht der Bulli zu einer völlig anderen Zeit vor der Tür – Info: Fehlanzeige. Dann telefonieren Mama und Papa dauernd hinterher – das Ergebnis: Die gegebenen Infos sind falsch…

Das einzige, das bislang jedenfalls sicher ist: Der Bulli kommt (immerhin) noch – wann auch immer und von wem auch immer gefahren… Wir rätseln jedenfalls fleißig weiter – und freuen uns schon ganz doll auf den nächsten Rätselspaß spätestens am Montag… *Sarkasmus aus* …

Tipp von uns an diejenigen, die das alles organisieren: Bitte denkt mal daran, die Kinder und Eltern zumindest ein kleines bisschen zu informieren…

Vorzeige-Ferien-Inklusion

Inklusion ist ja manchmal gar nicht so schwer. Was wir dafür brauchen, sind eigentlich „nur“ tolle Menschen und die passenden Orte der Begegnung. Wie das funktionieren kann, habe ich jetzt in den Osterferien und der Ferienbetreuung selber erleben dürfen…

Ferienbetreuung ist ja generell nicht so einfach. Dabei habe ich es insofern gut, dass ich an meiner Förderschule kürzere Ferienzeiten habe als die Schüler an den Regelschulen. Im Sommer sind es 3 Wochen (anstatt an Regelschulen 6 Wochen), davon bietet meine Schule an 2 Wochen einen Hort an. Jetzt zu Ostern mussten Mama und Papa „nur“ 5 Ferientage überbrücken.

Wobei das „nur“ auch bei 5 Tagen nicht so einfach ist: Welcher „Buddy“ hat wann Zeit, wie kriegen wir das organisiert etc. Und da tat sich jetzt eine tolle Möglichkeit auf… Mein langjähriger Buddy Carina – die eigentlich in Düsseldorf lebt und arbeitet und immer nur zwischendurch auf Heimaturlaub in Osnabrück ist – hat in ihrem Osterurlaub ehrenamtlich in der Ferienbetreuung ihrer Kirchengemeinde mitgearbeitet. Und hat mich kurzerhand an 2 Tagen mit dorthin genommen.

Aufmerksame Leser stutzen jetzt vielleicht: Da war doch schon mal was… Genau! Carina hatte mich vor 5 Jahren schon mal mit dorthin genommen – als erstes und einziges Kind mit Behinderung. Darüber gab es damals einen ganz tollen Artikel… Dahinter steckt ein tolles Gemeindeprojekt mit dem Namen „Jedes Kind braucht einen Engel“ – und tolle Menschen, die ein solches Projekt tragen und leben.

An den jetzigen 2 Tagen war ich wieder das einzige Kind mit Behinderung in der Ferienbetreuung. Natürlich hatte ich Carina an meiner Seite – aber (so sagte es auch der Diakon Jörg Christian Lindemann) es war toll zu erleben, wie wir alle gegenseitig voneinander profitiert haben.

So einfach kann Inklusion sein… Wir müssen es nur wollen und angehen… Euch allen frohe Ostertage!