Meine Weihnachtsgeschichte

Ganz unerwartet passieren manchmal Dinge, die fast schon zu schön sind, um wahr zu sein. Doch es gibt sie wirklich – und mir ist vor ein paar Wochen eine solch tolle Geschichte widerfahren. Und passend zu Weihnachten erzähle ich die natürlich gerne.

Vor gut einem Monat bekam ich eine Mail von einer Freundin meiner Tante aus dem Süden Deutschlands. Die Freundin und ihr Mann hatten ihren gemeinsamen „100.“ Geburtstag gefeiert – und anstatt Geschenke einzusammeln, haben die beiden eine „Amelie Wundertüte„-Spendenbox aufgestellt! Gebastelt von deren Tochter Louisa!

Und jetzt kommt der Hammer! Zusammengekommen ist ein Betrag von 1.750 Euro!!! Mama und Papa mussten die Mail gleich mehrmals lesen, um das begreifen zu können… Und ich habe auch gesehen, dass da einige Tränen gekullert sind…

Auch jetzt nach einigen Wochen können wir das noch immer nicht so richtig fassen: die Idee, die eigenen Geburtstagsgäste um eine Spende für mich zu bitten – und keiner der Gäste kennt mich ja! Und dann eine solch unglaubliche Summe! Das ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie dankbar Mama, Papa und ich noch immer sind… DANKE für die Idee, die Umsetzung, das Engagement, die Gedanken und natürlich an alle Geburtstagsgäste!

Wir haben jedenfalls auch schon eine Idee, wofür wir das Geld einsetzen wollen – aber das verrate ich erst im neuen Jahr!

Mit dieser unglaublich schönen und passenden Geschichte zu Weihnachten wünschen Mama, Papa und ich Euch allen schöne Feiertage! Ich bereite mich schon mal gedanklich aufs Geschenke-Auspacken vor – seit gestern übrigens gipsfrei… 😉

Das Für und Wider

Meinen Blog gibt es mittlerweile schon seit 3 Jahren. Dem „Go Live“ ging damals ein sehr, sehr langer Prozess voraus, bei dem es letztlich um eine zentrale Frage ging: Ist der Weg in die Öffentlichkeit richtig? Gibt es da überhaupt ein „richtig“ und ein „falsch“? Der Aktivist Raul Krauthausen hat das Thema jetzt öffentlich platziert.

Wenn Eltern über ihre (behinderten) Kinder bloggen“ lautet die Überschrift über einen aktuellen Beitrag in seinem Blog. In seinem Artikel äußert er sich kritisch über die Art und Weise, wie manche Eltern ihre Kinder ins öffentliche Schaufenster stellen. Raul Krauthausen sagt, dass alle Kinder vorher gefragt werden sollen – und zwar wirklich alle Kinder. Auch Kinder wie ich.

Eins vorweg: Er stößt eine sehr wichtige Debatte an – und trifft dabei genau die Frage, vor der Mama und Papa vor mehr als drei Jahren auch standen. Natürlich schreiben Mama und Papa meine Blogbeiträge – wenn auch aus meiner Perspektive. Und natürlich kann ich nicht sagen, ob ich das gut oder schlecht finde.

Es ist auch richtig, dass alles, was im Netz ist, auch bleibt. Alle Bilder, alle Texte. Mama und Papa können das Internet nicht wie ein Buch zuklappen, wegstellen und verstecken. Das alles war Mama und Papa auch bewusst. Und genau deshalb haben beide lange darüber nachgedacht, sich mit Familie und Freunden darüber ausgetauscht, um das Für und Wider abzuwägen.

Am Ende haben Mama und Papa gesagt: Ja, wir machen den Blog. Und wir machen ihn „echt“, ohne Kitsch, authentisch, mit meinem richtigen Namen. Warum? Weil es uns um Inklusion geht, um Teilhabe. Darum, dass wir uns begegnen, uns gegenseitig besser verstehen. Wenn wir rausgehen aus unserem Mauseloch und uns nicht verkriechen, erst dann geben wir anderen auch die Chance dazu, nicht nur durchs Schlüsselloch zu gucken, sondern auf uns zugehen zu können.

Das Internet und ein solcher Blog bietet diese Plattform – trotz aller berechtigter Bedenken. Es ist immer auch die Frage des WIE. Die bisherigen, sehr positiven Rückmeldungen auf meinen Blog, auf meine Artikel und meine Alltagsgeschichten bestärken uns, dass der Weg zumindest nicht komplett falsch war. UND: Dank Eurer Hilfe konnte ich mir Herzenswünsche erfüllen! Das wäre ohne meinen Blog nicht möglich gewesen!

Dennoch: Der Artikel von Raul ist wichtig, weil er Denkanstöße für eine sehr wichtige Debatte gibt. Und weil auch wir uns immer wieder hinterfragen können, ob, was und wie wir uns öffentlich präsentieren.

Ein DANKE voller Emotionen

Es gibt Erlebnisse und Erfahrungen, die manchmal mit Worten kaum zu beschreiben sind – so wunderbar, großartig und emotional verbindend sind diese Erlebnisse. Ich durfte jetzt ein solch tolles Erlebnis machen – und möchte Euch alle gerne daran teilhaben lassen. Denn mein Blog ist ja genau dafür da, diese besonderen Momente mit Euch zu teilen.

Ich hole dafür mal etwas aus: Ich habe Euch ja ganz zu Beginn von meinen großartigen „Buddys“ erzählt – das sind die wunderbaren Menschen, die für mich da sind und Mama und Papa entlasten, indem sie mich regelmäßig für ein paar Stunden betreuen, mit mir Ausflüge machen und mit mir spielen.

Einer dieser großartigen „Buddys“ ist Franzi – Franzi hat 2014 ihr FSJ in meiner Schule und in meiner Klasse gemacht. Ich habe mich von Beginn an ganz toll mit Franzi verstanden, so dass Mama und Papa Franzi gefragt haben, ob sie mich nicht auch zuhause – nachmittags und an den Wochenenden – stundenweise betreuen mag. Und seitdem ist Franzi ein Super-„Buddy“ von mir! 😉

Im Laufe der Zeit hat Franzi mich auch immer wieder mal mitgenommen nach Hause, und so konnte ich ihre Eltern und ihre Schwestern kennenlernen. Franzi hat dann auch mal von meinem Blog erzählt – und so hat Franzis Mama Susanne von meinen Herzenswünschen erfahren.

Vor einigen Wochen hat Franzis Mama ihren 50. Geburtstag gefeiert – und in den Vorbereitungen „kam mir die Idee (…), mir von meinen Gästen als Geschenk eine Spende für deine Delfin-Therapie zu wünschen„. So hat mir Susanne das in einem sehr bewegenden und persönlichen Brief geschrieben.  Diese „Geschenk-Idee“ hat sie all ihren Geburtstagsgästen auf die Einladungskarte geschrieben und dann an ihrer Geburtstagsfeier eine Spendenbox mit selbstgebastelten Delfinmotiven aufgestellt.

Und jetzt haltet Euch fest: Susanne konnte es erst auch kaum glauben – in der Spendenbox waren (von Susanne aufgerundet) 1.000 Euro! Und diese Summe hat Susanne – gemeinsam mit Franzi – dann mir, Mama und Papa zusammen mit der Spendenbox überreicht…

Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, welch emotionaler Moment das gewesen ist – da sind nicht wenige Tränen runtergekullert… Und so komme ich wieder zu meinem Einleitungssatz: Es gibt Erlebnisse und Erfahrungen, die manchmal mit Worten kaum zu beschreiben sind – so wunderbar, großartig und emotional verbindend sind diese Erlebnisse.

Wir sind jedenfalls Franzi, Susanne und ihrer ganzen Familie sowie allen Geburtstagsgästen sehr, sehr dankbar. Denn so kommen wir meinem Herzenswunsch wirklich immer näher. Und – was mindestens genauso wichtig ist: Ein solches Erlebnis ist gelebte Inklusion.