Ein Tag wie (k)ein anderer

Na, hättet Ihr es gewusst? Heute ist der „Tag der Menschen mit Behinderung“. So wie jedes Jahr am 3. Dezember. Eigentlich komisch, dass es für mich und viele andere einen besonderen Tag geben muss. Das wäre gar nicht notwendig, wenn die Inklusion funktionieren würde…

Aber: Auf der anderen Seite ist es auch gut, dass es diesen Tag gibt. Denn so gibt es immerhin mal einen Tag, an dem in der Öffentlichkeit mal über uns und die Herausforderungen auf dem langen, steinigen Inklusionsweg gesprochen wird. Naja, wäre schön, wenn es so wäre. Denn Corona überlagert alles – und da spricht niemand über den „Tag der Menschen mit Behinderung“. Gefühlt fällt der aus… 🙁

Ein Beispiel aus Osnabrück gefällig? Da haben sich vor Wochen Institutionen wie die Heilpädagogische Hilfe und die Lebenshilfe zusammengetan, um rund um den heutigen 3. Dezember eine Aktionreihe unter dem Hashtag #OsnaFürAlle zu veranstalten. Klar fallen viele Mitmachaktionen wegen der Corona-Auflagen aus. Aber es gibt auch eine Social Media-Aktion, bei der jede/r per Video posten kann, was sie/er unter „Osna für alle“ versteht.

Und? Was meint Ihr? Das ist doch bestimmt ein Thema, über das berichtet und das verbreitet wird – oder? Die Antwort könnt Ihr Euch sicherlich denken. Pustekuchen – hier hat keiner was mitgekriegt von der eigentlich so schönen Aktion (Papa hat sich daran übrigens beteiligt).

Mein Fazit: Was nützt ein solcher Tag, wenn er von der Öffentlichkeit und den Medien ignoriert wird und eh keiner was davon mitkriegt? Irgendwie spiegelt das auch den Stellenwert des Themas Inklusion in unserer Gesellschaft wider. Schade.

Die Sache mit der Bombe

Gestern war hier bei uns (Achtung: Kalauer!) „Bombenstimmung“: Gar nicht weit weg von uns wurde ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, der sofort entschärft werden musste. Wir lagen zum Glück nicht im Evakuierungsgebiet – aber was wäre eigentlich gewesen, wenn wir spontan und spätabends aus unserem Haus raus gemusst hätten? Und das in Zeiten von Corona?

Das ging gestern alles rasend schnell: Die Bombe war bei Bauarbeiten gefunden worden, innerhalb kürzester Zeit mussten die Leute im Evakuierungsgebiet ihre Häuser verlassen. Viele haben das gar nicht mitgekriegt, einige wollten nicht raus und so mussten sogar Haustüren von Polizei und Feuerwehr aufgebrochen werden!

Und so zog sich die Evakuierung und letztlich auch die Bombenentschärfung hin. Erst spätabends, kurz vor Mitternacht, durften alle 4.200 Menschen wieder zurück. Wir hatten noch Glück: Wäre das Evakuierungsgebiet größer gewählt worden, wären wir womöglich auch betroffen gewesen. Und dann?

Tatsache ist: Wer im Evakuierungsgebiet ist, muss raus. Doch wo wären wir spätabends, mitten in der Woche hingefahren in Corona-Abstandszeiten? Wo wäre für mich ein Lifter und ein Pflegebett gewesen? Und was wäre gewesen, wenn unser Auto in der Werkstatt gewesen (so wie geplant heute) und wir nicht mobil gewesen wären?

Ich denke, dass die ehrenamtlichen Helfer vom Roten Kreuz, THW etc. dafür auch eine Lösung gehabt hätten. Die wäre aber sicherlich bei mir aufwendig gewesen… Wie auch immer: Wir sind von dieser „bombigen“ Überraschung verschont geblieben – und werden die hoffentlich auch nicht bekommen…

Alles außer gewöhnlich

Regelmäßige Blogleser unter Euch wissen ja: Hin und wieder gebe ich mal einen passenden Lesetipp weiter. Diesmal – zum ersten Mal – einen Kinotipp: Alles außer gewöhnlich. Mama und Papa haben den an diesem Wochenende gesehen und waren sehr beeindruckt.

Filme, in denen es um Behinderungen geht, sind ja so eine Sache für sich. Und dass Mama und Papa solche Filme eh anders sehen, ist ja auch klar und logisch. Dieser Film schafft es aber, sehr authentisch zu sein – er zeigt den Alltag im Leben mit behinderten Jugendlichen wie er ist – bedrückend, lustig, anstrengend, zuversichtlich, isoliert etc.

Es geht im Kern um die stillen Helden des Alltags, die irgendwie immer „Lösungen finden“ (Achtung – Spoiler! … 😉 ) und sich mit Herz und Engagement um schwer autistische Jugendliche kümmern – die unser Gesellschaftssystem bereits durchs Raster hat fallen lassen.

Ein Film, der berührt, der uns zum Lachen bringt, der nachdenklich macht – und auch ein Stück mehr dazu beitragen kann, dass wir uns einander begegnen, besser verstehen. Toll und richtig, dass der Film das Prädikat „besonders wertvoll“ bekommen hat. Und es wäre toll, wenn viele diesen Film sehen.