Eine (fast) normale Woche

Ich habe mal einen kleinen Wochenrückblick gemacht: Corona, Krampfanfall und am Ende ein toller Erlebnis-Ausflug. Also eine (fast) normale Woche – je nachdem, was man unter „fast“ versteht…

Aber mal von Wochenbeginn an: Mama und Papa hatte es ordentlich erwischt mit Corona. Die beiden hingen so richtig durch – gut, dass ich ab Montag wieder zur Schule konnte. Denn rund um die Uhr hätten die beiden mich kaum betreuen können.

Um der Woche die Krone aufzusetzen, habe ich dann am Donnerstagabend – leider – wieder einen tonisch-klonischen Krampfanfall gehabt. Fast ein Jahr hatte ich Ruhe; das war wieder echt blöd. Details erspare ich Euch, Mama und Papa haben dann mit 20 mg Diazepam gegengesteuert, um mich da wieder rauszuholen.

Bin übrigens gespannt, wie unsere Krankenkasse das bewertet. Mit denen liege ich ja im Rechts-Clinch, weil die ja meinen, ich sei anfallsfrei und bräuchte daher während meiner Kupferhof-Aufenthalte keine Behandlungspflege. So, so…

Nach dieser eher dürftigen Wochen-Zwischenbilanz stand dann am Sonntag mal ein Highlight an: Ich war mit meiner sehr guten Buddy-Freundin Pia und ihrem Freund Vincent im Zoo Hannover! Das hatten die beiden mir zu meinem Geburtstag geschenkt! Wie großartig!

Das war vielleicht mal aufregend und ein Erlebnis bei tollem Spätsommerwetter! Morgens gegen 9 Uhr sind wir losgedüst und gegen 18 Uhr wieder zurück – abends war ich dann „platt wie eine Flunder“… 😉

Dass wir überhaupt diesen Ausflug machen konnten, ist der „Toilette für alle“ im Zoo Hannover zu verdanken! Der Zoo hat da seit einigen Monaten auch eine solche Toilette mit Pflegeliege und Lifter – total großartig! Denn ohne solche „Toiletten für alle“ wären solche Ausflüge für mich nicht möglich.

Daher mein klarer Appell an alle Freizeiteinrichtungen: Bitte mehr davon!

Wenn’s um Geld geht – Teil 2

Zum Thema Geld habe ich noch einen weiteren Gedanken: Diesmal geht es nicht um direkte Leistungen für mich und uns. Es geht darum, wie das „Totschlagsargument“ Geld bzw. Kosten jedes noch so kleine Inklusionspflänzchen gnadenlos platttrampelt. So geschehen bei uns in Osnabrück.

Kennt Ihr den Begriff „Dritter Ort„? Ich kannte den Begriff zugegebenermaßen bis vor gut zwei Jahren auch nicht. Bis plötzlich bei uns in Osnabrück darüber diskutiert wurde, die Stadtbibliothek zu einem solchen „Dritten Ort“ weiterzuentwickeln.

Aber was ist denn nun ein „Dritter Ort“? Darunter versteht man (mal von mir übersetzt) einen „Ort für alle„; also eine Kultur- und Begegnungsstätte mit tollen Angeboten für Jung und Alt, mit und ohne Behinderung und barrierefrei – also Inklusion pur. Gerade Bibliotheken sind prädestiniert, zu solchen Treffpunkten zu werden, da sie im Zuge der Digitalisierung ihren eigentlichen Zweck der Bücherausleihe nach und nach verlieren.

Es gibt gerade in Skandinavien tolle Beispiele, wie solche Begegnungsstätten funktionieren, z.B. das „Dokk1“ in Aarhus und das „Oodi“ in Helsinki. Wer sich diese Treffpunkte mal online ansieht, kann nur ins Schwärmen geraten – einfach großartig! Das sind wahre Inklusions-Leuchttürme!

Aber zurück zu uns nach Osnabrück: Anfang 2021 gab’s einen Ratsbeschluss, die Idee eines „Dritten Ortes“ aufzugreifen und zu konkretisieren. Ich war wie elektrisiert – was wäre das toll, wenn es einen solchen inklusiven Treffpunkt mit tollen Angeboten hier bei uns in Osnabrück gäbe! Denn: Hier gibt es bislang kaum inklusive Begegnungsstätten.

Wie Ihr wisst, fahre ich gerne mit Mama, Papa oder meinen Buddys in den Zoo. Denn da gibt es viel zu erleben und vor allem eine „Toilette für alle„, die es überhaupt möglich macht, dass ich über mehrere Stunden im Zoo bleiben kann. Wir können uns da auch mit anderen treffen – also uns begegnen. Eine zweite Option ist dann noch das StadtgalerieCafé in der Innenstadt. Und dann hört’s auch schon auf…

Monatelang gab’s dann keine weiteren News, wie die Planungen zum „Dritten Ort“ in Osnabrück voranschreiten. Bis Ende 2022 – da hieß es plötzlich in einer Ratsvorlage: Die Pläne werden auf Eis gelegt. Der Grund: Alles viel zu teuer und die Stadt hat kein Geld…

Ruuuummms! Da wurde es wieder hervorgekramt, das „Totschlagsargument“ Kosten. Wenn ich jetzt mal ganz böse und provokativ wäre, dann würde ich sagen: „Wenn ich keine Lust habe, Ideen weiterzuentwickeln, dann hole ich die Kostenkeule raus und das Thema ist tot.

Na klar ist das Kostenargument gerade in diesen Zeiten nicht von der Hand zu weisen. Die Kommunen haben leere Kassen; da müssen alle Kommunalpolitiker verantwortungsvoll gucken, wie man die Ausgaben in den Griff bekommt und Investitionen hinterfragt. Aber wie so häufig wird auch hier in Osnabrück der Rotstift zuallererst bei Projekten angesetzt, die keine Lobby haben.

Warum ist das so? Ganz einfach: Es gibt keinen Aufschrei – auch hier ist die Ankündigung, die Pläne für den „Dritten Ort“ zu beerdigen, völlig geräuschlos durchgelaufen. Es gab kein Echo, keine Resonanz, nix dergleichen. Dazu kommt, dass auch in der Osnabrücker Kommunalpolitik der Irrglaube vorhanden ist, Inklusion koste immer nur viel Geld und sei zu teuer. Wie fatal!

Tatsache ist doch: Wer Inklusion wirklich will, der hätte das Thema „Dritter Ort“ nicht ad acta gelegt, sondern überlegt, wie sich bestehende Kulturangebote in Osnabrück im kleinen Rahmen inklusiv weiterentwickeln lassen. Man hätte auch mal Menschen wie uns fragen können, was wir uns wünschen oder ob wir Vorschläge oder Ideen haben.

Das ist alles nicht passiert; erneut wurde eine große Chance verpasst, Inklusion in Osnabrück ins Bewusstsein und voranzubringen. Mut macht das nicht, ganz im Gegenteil…

Barrierefreie Baukultur

Ich weiß – in diesen Zeiten gibt es eigentlich nur ein Thema. Das gilt insbesondere auch für mich als Mitglied der „Corona-Risikogruppe“. Ich möchte aber mal ein ganz anderes Dauerthema aufwerfen, weil ich durch einen tollen Artikel darauf gebracht wurde: das barrierefreie Bauen.

Papa hat einen sehr lesenswerten Artikel gefunden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Informationen zur Raumentwicklung„, der wunderbar zusammenfasst, worauf es beim barrierefreien Bauen eigentlich ankommt: eine Haltungsänderung, einen Perspektivwechsel, das gemeinsame Denken, die Schaffung von inklusiven Lebens- und Begegnungsräumen. Es geht nicht ums „Müssen“, sondern ums „Gemeinsame Wollen“. Das ist übrigens Teilhabe…

Wer das beherzigt, stellt schnell fest, dass barrierefreies Bauen nicht automatisch bedeutet, dass alles teurer wird – sondern dass daraus eine Baukultur entsteht. Dieser Fachartikel sollte überall bei denen verteilt werden, die Neu- und Umbauten planen, gestalten und umsetzen. Dann schaffen wir vielleicht mehr solcher Projekte wie die „Toilette für alle“ im Osnabrücker Zoo.